Die ursprünglich am Comer See im warmen Italien geplante Jugend-Europameisterschaft (JEM) der Europe-Klasse 2023 wurde abgesagt und wir waren sehr froh, dass kurzfristig die Regatta in die USTKA Charlotta Sailing Days an der polnischen Ostseeküste integriert werden konnte.
Wir reisten bereits etwas früher an und sahen so noch die ILCA´s, welche ihre nationale Meisterschaft aussegelten.
Ustka ist ein hübsches Städtchen an der Mündung der Stolpe. Um vom Campingplatz in den Hafen zu gelangen, mussten wir eine Brücke überqueren, die 20 Minuten pro Stunde für die Fußgänger geöffnet ist. Die restliche Zeit war sie aufgeklappt, sodass Ausflugsschiffe und Fischerboote aus und in den Hafen gelangen können.
Zur Vorbereitung auf die JEM fand im Vorfeld ein Trainingslager statt, welches uns bei mittlerem Wind und hoher Welle auf die interessanten Bedingungen auf dem offenen Meer einstimmte. Auf der Ostsee segelte ich schon mehrmals, jedoch noch nie ohne den Schutz einer Bucht.
Bei der Vermessung am 04.08. war Deutschland als zweite Nation nach Schweden dran. Da ich bereits wenige Wochen zuvor an der WM teilnahm, wurden bei mir nur die Papiere und der Mast kontrolliert und ich war bereits nach einer Stunde fertig.
Am Folgetag fuhren wir für zwei Stunden raus, um zu kontrollieren, ob die Boote wieder richtig zusammengebaut sind. Weiterhin stellten wir uns einem freundschaftlichen Wettstreit mit den belgischen Teilnehmern.
Damit waren wir alle bereit für die JEM und zeigten dies zur Eröffnung. Alle 10 teilnehmenden Nationen zogen mit ihren Nationalflaggen durch Ustka.
Am nächsten Tag, dem Sonntag, sollte es dann losgehen. Das Wetter hingegen machte uns einen kräftigen Strich durch die Rechnung, als das Sturmtief „Zacharias“ für ein paar unangenehme Tage sorgte. Dies bescherte uns dazu noch das Problem, dass die Brücke immer offen und damit gesichert war. Ein Überqueren durch Fußgänger war bei diesem Sturm nicht möglich. Am ersten geplanten Wettfahrttag warteten wir bis 15 Uhr in der Hoffnung, dass der Wind etwas abflaut. Leider nahm die Windstärke nicht ab und es war zu gefährlich, bei 7 Bft und mehreren Metern hohen Wellen aus dem Hafen zu fahren.
Am Montag war das Treffen der Segler und Trainer für 9:30 Uhr angesetzt. Gleich zu Beginn sagte der Wettfahrtleiter für den gesamten Tag alle Wettfahrten ab. Bei einer konstanten Windstärke 11 (ELF!) war dies klar. Die Mole stellte an diesem Tag auch kein Hindernis für die Wellen dar. Die Mutigen, die die Mole betraten, liefen sehr vorsichtig und kamen allesamt nass zurück. Aufgrund dieses Sturms sicherten wir alle unsere Boote. Hierzu bauten wir die Räder von den Slipwagen ab, knoteten die Boote dann an den Slipwagen, untereinander und an den Laternen fest. So hofften wir, dass sie Sturm und Starkregen gut überstehen.
Dies war zum Glück auch der Fall, als wir am nächsten Morgen nachschauten. Aufgrund der sich aufgebauten hohen Welle und dem nur sehr wenig nachlassenden Wind wurde auch am Dienstag alles zeitlich nach hinten verschoben. Die Wettfahrtleitung hatte die Hoffnung, dass am Abend sichere und segelbare Bedingungen herrschen. Daher traf sich unsere Trainingsgruppe mit den belgischen Seglern im Rathaus und wir paukten dort Theorie. Den Rest des Tages warteten wir im Hafen, welcher aber auch mit dem Abbruch für den dritten Segeltag endete.
Am vierten Tag, es war bereits Mittwoch, konnten wir endlich segeln. Während wir zum Startgebiet fuhren, merkten wir allerdings schon, dass der Wind wieder zunahm. Dennoch konnten wir bei 2-3 Meter hohen Wellen, oft waren nur noch Mastspitzen zu erkennen, drei Wettfahrten absolvieren. Dies schafften jedoch nicht alle. Einige Seglerinnen und Segler segelten wieder in den schützenden Hafen. Das Regattagebiet lag dabei östlich der Hafeneinfahrt, so dass auch für die Heimfahrt eine Kreuz von fast einer Stunde notwendig war. Später erfuhren wir von der Wettfahrtleitung, dass wir in Spitzen 7 bis 8 Windstärken hatten. Dennoch konnte ich an diesem Tag die Plätze 47, 45 und 40 erreichen, womit ich auf Platz 42 von 65 mitsegelnden Herren lag.
Für den letzten Wettkampftag war wieder mehr Wind angesagt. Nach dem ersten langen und anstrengenden Segeltag waren viele Segler ganz schön geschafft, da wir diese Bedingungen einfach nicht gewöhnt sind. Den Dänen und Spaniern machte dieses Wetter nicht viel aus. Bis zur letzten Startmöglichkeit um 15 Uhr schafften wir trotz großer Winddreher noch einmal drei Wettfahrten. Die erste Wettfahrt lief erst ganz gut, allerdings kenterte ich kurz vor dem Ziel zwei Mal. Ich verlor daher praktisch in letzter Sekunde meine gute Platzierung und wurde nur 60. In der vorletzten Wettfahrt war ich durch die zwei Vorwindkenterungen etwas geschwächt, erreichte aber immer noch einen 43. Platz. Die letzte Wettfahrt begann bei mir sehr gut, sodass ich nach ungefähr nach 10 Minuten unter den ersten 10 Booten lag. Allerdings verließ mich dann meine Kraft, wodurch das Hängen sehr schwer wurde und ich mich immer weiter nach hinten durchsegelte. Allerdings schaffte ich es doch noch als 30. ins Ziel zu kommen, was meine beste Platzierung in dieser Regatta war.
Beenden konnte ich die JEM 2023 mit einem 44. Platz. Gewonnen hatten jeweils zwei WM – Teilnehmer aus Dänemark. Bei den Herren war dies Andreas Svensson, der amtierende Weltmeister, und die Damen wurden von Maria Victoria Bogglid angeführt. Sie war 7. bei der WM.
Die gesamte Veranstaltung hat mir sehr viel Spaß gemacht, obwohl wir nur an zwei Tagen wetterbedingt segeln konnten. Der ausrichtende Verein organisierte faire Wettkämpfe und ein ansprechendes Umfeld. Für die Besucher des Ostseebads Ustka bietet sich den gesamten Sommer ein Meer von Segeln auf der Ostsee, denn nach den Junioren setzten die Europe-Masters gleich fort.
Lukas Schmidtchen (Europe GER 116)
Segelsportgemeinschaft Seeburg e.V.